Modellbauabteilung Katzhagen

Farbenlehre einmal anders - Gruen + Blau = Rot


Schon laenger hatte ich mit einer roten Ge 4/4 II der RhB geliebaeugelt, mich allerdings nie zu einem Kauf entscheiden koennen. Dann meinte es der Zufall doch gut mit mir und er spielte mir ein gebrauchtes Gehaeuse einer blauen Arosa zu.
Dieses Gehaeuse mit dem Facelift der eckigen Scheinwerfer sollte in rot umgespritzt eine perfekte Ergaenzung zu meiner zweiten gruenen Ge 4/4 sein...


Ein erster Vergleich liess hoffen, dass das alte Chassis und das alte Dach mit dem neuen Gehaeuse zusammen passen sollten.
Die Metamorphose

sollte zu einer roten "Thusis" fuehren. Die Beibehaltung des Namens und der Betriebsnummer verstand sich von selbst.

Zum einen hatte ich die gruene Thusis als eine meiner ersten E-Loks gekauft (wofuer ich 900km gefahren war, da es diese Maschine in keinem Geschaeft mehr zu kaufen gab) und zum anderen fuhr ich im Sommer 2010 mit einem mit dem modernisierten Vorbild bespannten Zug von Davos nach Filisur. Das anlaesslich dieser Fahrt entstandene Foto (siehe rechts) war bei der Erstellung der neuen Beschriftung recht hilfreich.
Bevor die neue Beschriftung angebracht werden konnte, musste die alte Beschriftung des blauen Gehaeuses aber erst einmal entfernt werden - bevor dieses rot lackiert werden konnte...

Das Vorbild Ge 4/4 II "612 Thusis" in Davos im Juli 2010.


Entfernung der Beschriftung mit bewaehrtem Mittel - Bremsfluessigkeit

Nach einigen Minuten des Einwirkens wird die aufgetupfte Bremsfluessigkeit abgewischt. Alternativ kann auch Tampondruckentferner verwendet werden, der entsprechend anderer Meinungen tauglicher sein soll. Im Gegensatz zu bisherigen Erfahrungen stellte sich die Beschriftung des Arosa-Gehaeuses als aeusserst widerstandsfaehig heraus - die Prozedur musste drei Mal wiederholt werden.

Das Wappen nach seiner ersten Behandlung...

Die Schatten der Vergangenheit - die Nummer ist gerade noch erkennbar


Appell vor dem Angriff: Zugekaufte Teile sowie Testbeschriftung und endgueltige Beschriftung

Murphy

Das Glueck verliess mich, als ich das Gehaeuse nach dem Schleifen grundierte. Ich verwendete dazu "Revell Basic Colour" aus der Spruehdose, was sich zuvor schon mehrfach praechtig bewaehrt hatte. Nur diese Dose hatte es in sich... Zunaechst begann sie, kleine Stueckchen zu spucken, um dann aufgrund defekter Duese quasi zu explodieren und den kompletten Inhalt in einem Schwall auf eine der Fronten des Gehaeuses zu entleeren. Fast 20 Stunden vorsichtigsten Schleifens konnten dieses Debakel beseitigen.

Nach einer erneuten Grundierung erfolgte dann die erste Lackierung in rot:


Das Lok-Gehaeuse im neuen, roten Gewand. Die Aufhaengung in Augenhoehe hat beim Spritzen deutliche Vorteile.

Nach Abschluss der roten Lackierung ging es an die Beschriftung. Zunaechst wurden die Stellen, an welchen die Decals anzubringen waren mit 3200er und 8000er Koernung vorsichtig geschliffen, um fuer eine absolut plane Auflage der Decals zu sorgen.

Vorbereitung des Untergrunds fuer die Decals

Decals im seitlichen Bereich eines Fuehrerstands


Broeselnder Toner und zu dunkler Untergrund bereiten kleine Probleme...

... die mit ein paar Handgriffen zu beheben waren (siehe Text unten rechts).



Das Gehaeuse nach Anbringung der Decals und abschliessender Lackierung aus einer Mischung von mattem und glaenzendem Klarlack im Verhaeltnis 2:3

Lackierung der Fenstereinfassungen in schwarz - kommt dem Vorbild naeher
Ein kleines Problem stellte das Wappen dar. Zum einen broeselte bei engem Beschneiden der schwarze Toner am Rand ab, zum anderen schien der dunkle Untergrund stark durch, so dass der goldgelbe Loewe fast verschwand. Der Toner liess sich mit der Druckereinstellung "Foliendruck" fixieren und der Loewe kam durch Einsatz eines entsprechend zugeschnittenen 0.5mm starken PS-Plaettchens wieder zum Vorschein - letzteres entspricht auch dem Vorbild, bei dem das Wappen ebenfalls erhaben ist.

Nach der abschliessenden Lackierung mit Klarlack (matt und glaenzend 2:3) wurden noch die Fenstereinfassungen der Fuehrerstaende mit seidenmattem Schwarz eingefaerbt, was dem Eindruck der Gummidichtungen des Vorbilds recht nahe kommt. Noch besser waeren natuerlich buendig eingesetzte Scheiben...

Der Austausch der Gehaeuse


Loesen von acht Schrauben unter den Trittbrettern des Daches...

... und weiterer acht Schrauben am Boden.


Feierabendbeschaeftigung - Problemloser wie unspektakulaerer Tausch der Gehaeuse und einiger Kleinteile

Fuer die Frontbeleuchtung neu erstellte Platine.

Aufgrund der unterschiedlichen Formgebung der Frontpartie musste eine neue Platine fuer die Scheinwerfer und Rueckleuchten erstellt werden. Auf der hierfuer verwendeten 2.54mm Rasterplatte wurde die einfache Schaltung mit zwei Dioden und einem Vorwiderstand nachgebildet. Das Rastermass ermoeglichte einen passgenauen Einbau der Lampen und LEDs.

Beschriftungsdetail - Technische Angaben

Das Ergebnis der Bemuehungen

werde ich nicht weiter mit Prosa garnieren - die Bilder sprechen fuer sich:


Die Anbauteile wurden nicht rot lackiert, um diese bei Gelegenheit wieder mit dem alten gruenen Gehaeuse verwenden zu koennen.


Angesichts des Ergebnisses ist das Theater mit der Grundierung schon vergessen


Der preussische Triebwagenfahrer, den Lehmann seinerzeit auf dem Fahressitz der Lok platzierte, wurde in Rente geschickt.



Fazit: Das war eine einfache Methode, sich den Wunsch nach einem bestimmten Modell fast kostenneutral und obendrein mit viel Spass an der Sache zu erfuellen.

Aber das war noch nicht das Ende vom Lied...

... da die Bedienpulte in den Fuehrerstaenden der Thusis im Vergleich zur neueren Landquart einen etwas tristen Eindruck machten und eine Standbeleuchtung mangels einer Motorabschaltung nicht vorhanden war.

Getrennte Leiterbahn mit angeloetetem Kabel, welches zum Schalter fuehrt

Standlicht

Dank des recht simplen elektrischen Aufbaus der alten Maschine beduetete der Einbau einer Motorabschaltung keinen grossen Aufwand.
Es musste nur eine der Motorzuleitungen getrennt und ein Schalter eingeschleift werden. Das war am einfachsten mittels des Durchtrennens einer Leiterbahn auf der mit dem Chassis verschraubten Platine zu machen. Von hier aus wurde ein Kabel zu einem Schalter gelegt, welcher in die Rueckwand des zweiten Fuehrerstandes eingebaut wurde.
Somit kann die Maschine auch bei hoeherer Gleisspannung mit eingeschaltetem Licht abgestellt werden, ohne dass sie davonbraust...
Eine detailliertere Beschreibung dieser Modifikation mit weiteren Bildern findet sich im Archiv.

Der Schalter fristet sein unauffaelliges Dasein im zweiten Fuehrerstand

Einblick in den zweiten Fuehrerstand nach Abschluss der kleinen OP

Das Bedienpult

wurde mittels ein wenig Farbe und einiger LEDs zum Leben erweckt (bewegen Sie den Mauszeiger auf das Bild rechts !).
Zunaechst wurden Bohrungen fuer die LEDs angebracht, dann wurde lackiert und zum Schluss wurden die LEDs eingesetzt. Die fuer diesen Zweck entworfene Stromversorgung fuer drei statische und drei Blink-LEDs (siehe unten) versorgt in Fahrtrichtung jeweils fuenf LEDs und eine LED im hinteren Fuehrerstand ab einer Gleisspannung von 3.5V. Um ein problemloses Zerlegen im Falle von Reparaturen oder Umbauten zu ermoeglichen, wurden die Flachbandkabel mit Steckkontakten versehen. Die Platine wurde auf der Rueckwand des zweiten Fuehrerstandes montiert.

Der Schaltplan :

Das noch recht farblose Bedienpult - Bewegen Sie den Mauszeiger auf das Bild !

Je Fahrtrichtung wird eine dieser Schaltungen benoetigt.
Die Platine (rechts) beinhaltet zwei der gezeigten Schaltungen und sorgt fuer fahrtrichtungsabhaengiges Licht auf den Bedienpulten.

Bedienpult in Aktion:



Video groesser darstellen

Und dann waren da noch...

diverse Kleinteile, deren falsche Farbgebung mir immer wieder ins Auge stach. Ergo wurden die Teile abgebaut und der geeigneten Kur unterzogen. Da das RhB-Rot gerade an der Spritzpistole hing, musste die Ge 4/4 III 641 auch dran glauben...


Druckluftleitungen und elektrische Komponenten der Ge 4/4 II

Wie links, zusaetzlich noch Teile der Ge 4/4 III 641 Maienfeld
Nach der Demontage der Teile wurden diese zunaechst einer gruendlichen Reinigung mit einer Spuelmittellauge unterzogen, um Fett- und Dreckreste zu entfernen. Angesichts der Oberflaechenbeschaffenheit der Kleinteile konnte auf eine Grundierung nicht verzichtet werden. Auch hier kam wieder Revell Basic Color zum Einsatz - mit einem gewohnt guten Ergebnis.

Aufgrund der Vielzahl der Teile erschien der Bau einer umfassenden Vorrichtung zur Lackierung zu aufwaendig. Da alle Teile zumindest eine Ecke besassen, die nicht lackiert werden musste, wurden Waescheklammern als Halter zur Lackierung und zum Trocknen verwendet.

Nachdem die Lackierung der Teile in rot abgeschlossen war, folgte eine ausgiebige Trocknungszeit, um beim Montieren der Teile keine bleibenden Eindruecke zu hinterlassen...

Handlaeufe sowie Verbindungselemente und Dosenabdeckung


Die neu und gemaess des Vorbildes lackierte Front der RhB Ge 4/4 II 612 Thusis, die verglichen mit dem vorherigen Zustand deutlich homogener aussieht.


Einblick in den Fuehrerstand mit gepimptem Bedienpult und den Details der Front.

Ansicht von hinten - die Kabine bleibt dunkel bis auf eine Kontrollleuchte.
Die Montage der umlackierten Teile gestaltete sich aufgrund des Umstandes, dass man sie nur einstecken musste grundsaetzlich einfach. Allerdings mussten einige der Teile mit vorsichtiger Gewalt in ihre Position gebracht werden, da einige der Loecher aufgrund der Lackierung der Teile zu Presspassungen geworden waren.

Das war's

dann wohl erst einmal mit den einfach machbaren Modifikationen an dieser Maschine, um zu einem vorbildgerechteren Modell zu kommen.

Aber wer weiss das schon so genau...


... und siehe da ...

5 Jahre spaeter...


weist die Thusis einen geschlossenen Schienenraeumerauf und wird mit weiteren Details versehen.

Ein wenig Messingprofil (2x1mm) und ein paar Zuruestteile verhelfen dem Modell zu Zughaken und Schraubkupplungen...



Mit einfachen Mitteln lassen sich weitere Details wie die Sicherheitsmarkierungen auf den Fenstern und die Sensorkabel an den Achslagern nachbilden.

Etwas mehr Aufwand erfordern die Warnschilder an den Pantografen, welche aus Messing erstellt wurden.




Ein weiteres effektvolles Detail ist eine Maschinenraumbeleuchtung :




Und dann war da noch die Sache mit dem Sound fuer das gute Stueck...



Ein Platz fuer den Lautsprecher fand sich im Dach, unter den Lueftungsgittern. Der Schalter fuer den Sound wurde in der Rueckwand der hinteren Kabine platziert.

Rund um die spaerliche Elektronik der Thusis vom Anfang der 1990er war hinreichend Platz fuer den Einbau der Sound-Elektronik. Nach Isolierung des Untergrunds wurden ein MP3-Player und eine Spannungsversorgung eingebaut. Das sieht doch ueberschaubar aus - oder ?


Dummerweise funktionierte die Ausloesung der Pfeifgeraeusche ueber die Reedschalter nicht im Fahrbetrieb. Ursache: Die Magnete im Gleis sorgen fuer zwei Pulse - je einer beim Eintritt in das Magnetfeld und Austritt aus dem Magnetfeld, was der MP3 Player als "Ein/Aus" versteht.

Ergo musste eine aufwaendigere Loesung her...

Da etwas mehr Elektronik zur Ausloesung der Pfiffe notwendig war, wurden Naegel mit Koepfen gemacht. Das oberhalb gezeigte Board (die Bilder zeigen verschiedene Versuchsstadien) normiert einerseits Reedschalter-Impulse zu fuer den MP3-Player auswertbaren Signalen und triggert andererseits einen weiteren Eingang des MP3-Players zur Ausloesung der Stop- und Shutdown Sounds. Ferner beinhaltet es eine Reset-Logik fuer den MP3-Player, der langsam ansteigende Spannungen nicht vertraegt...

Das Bild links zeigt die Spannungsversorgung mit zwei 2.7V/5F Speicherkondensatoren, die das Abspielen der Shutdown Sounds auch nach Einfahrt in einen stromlosen Abschnitt ermoeglichen.

Ein Klick auf das folgende Bild der endgueltigen Version des Controllerboards oeffnet dessen Schaltplan.




Der erste Test unter realen Bedingungen verlaeuft problemlos und wie gewuenscht: